Bürgerjournalismus
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Definition
Bürgerjournalismus, auch genannt: partizipatorischer Journalismus, Graswurzel-Journalismus, Journalismus 2.0 und Peer-to-Peer-Journalismus. Grob umschrieben bezeichnet der Begriff die Handlung eines Bürgers, der eine aktive Rolle im Prozess des Sammelns, Berichtens, Analysierens und der Verbreitung von Informationen und Nachrichten übernimmt.
Die Inhalte werden als UGC (User Generated Content) bezeichnet. Die Absicht dieser Teilnahme liegt darin, unabhängige, glaubwürdige, zuverlässige, akkurate und breit gefächerte Informationen einer breiten Masse bereitzustellen.
Jeder Mensch hat das Bedürfnis anderen etwas mitzuteilen. Tat man dies früher auf dem „altmodischen“ Weg des Briefes oder später dann per E-Mail, so hat man heute die Möglichkeit, sein Wissen unter anderem in einem Weblog zu verbreiten. Wem diese Art noch nicht öffentlich genug ist, hat in der Funktion des Bürgerjournalisten auch als Privatpersonen die Chance, als sogenannter „Leser-Reporter“ per Foto, SMS, oder Fax seine Informationen im Internet oder bei Zeitungen zu veröffentlichen.
Der Bürgerjournalismus im allgemeinen verbreitet sich im Internet via E-Mail, Chat, Message Boards, Foren und Weblogs. Jedoch fehlt gerade bei solchen Medienplattformen öfters die Professionalität durch Medien oder Journalisten. Diese sehen den Bürgerjournalismus eher kritisch, denn der Wahrheitsgehalt von verbreiteten Informationen, Beiträgen und Kommentaren ist oft mangelhaft recherchiert und es fehlen ausführliche, genaue und relevante Quellen.
Entstehung
Bis Mitte der neunziger Jahre war der Journalismus auf die klassischen Massenmedien angewiesen. Die Vermittlungskapazität von Presse und Rundfunk reichte aber nicht aus, um jedem, der etwas öffentlich mitteilen wollte, die Möglichkeit dazu zu geben. In den frühen 90er Jahren haben Zeitungen damit experimentiert, ihre Leser zur Gestaltung der Nachrichten mit einzubeziehen. Wie viele Trends, galt auch in Sachen Bürgerjournalismus Amerika als Vorreiter der modernen Berichterstattung: 20% der 1500 Tageszeitungen in den USA haben zwischen 1994 und 2001 öffentlich die Meinung ihrer Leser verkündet.
In dieser ersten Phase des aufkommenden Bürgerjournalismus muss auch der Begriff des „Civic Journalism“ genannt werden. Nach den US Präsidentschaftswahlen 2000 wuchsen in den USA verstärkt die Zweifel an den Berichterstattungen der existierenden Medien. Aus dieser Zeit des Missvertrauens entwickelte sich eine Bewegung, die für bürgernahe Nachrichten plädierte. Journalisten sollten als aktive Teilnehmer des alltäglichen Lebens wahrgenommen und aktuelle Themen in Zeitungen auch von Bürgern mit disskutiert werden. Jay Rosen, Journalismus-Professor der New York University, ist einer der Pioniere dieser Bewegung. Professionelle Journalisten bemühten sich um „Journalismus für Bürger“. Da aber nicht jeder bereit war, sich an dieser Bewegung zu beteiligen, scheiterte die „Civic Journalism – Bewegung“ 2003 an mangelnder Unterstützung.
Der wichtigste Schritt in Richtung Bürgerjournalismus kann daher in der Erfindung von Weblogs und in der Popularisierung des Web 2.0 gesehen werden. Durch den vereinfachten Zugang zum Internet ist es seither für viele Menschen möglich, ihre Meinungen und Augenzeugenberichte in Internetforen, Weblogs oder Chatrooms zu publizieren. Eine kurze Chronik:
- November 1999 das erste Netzwerk unabhängiger Journalisten, das Independent Media Center wird in Seattle gegründet.
- Februar 2002 die Online Publikation Ohmynews geht in Süd Korea online und wird berühmt mit dem Motto: „Every Citizen is a Reporter“.
- 2002 Nach den Terroranschlägen in den USA und im Schatten des zweiten Irak-Krieges entstehen zunehmend Warblogs, die durch Augenzeugenberichte und Fotos vor allem Authentizität und `wahrhaftige´ News bieten. Der erste freie Journalist, der live aus dem Irak in seinem blog back to iraq berichtete, ist Chris Allbritton.
Weitere Warblogs:
http://riverbendblog.blogspot.com